Wettbewerbsbeitrag · Wettbewerb Neubau einer Kindertagesstätte in Neuhausen auf den Fildern

Realisierungswettbewerb · 2022

Städtebau

Die neue Kindertagesstätte in Neuhausen bettet sich in die Wagenbachaue über ein Splitlevel in die Topographie des Geländes ein. Die Dachform nimmt die umliegende Wohnbebauung auf, interpretiert sie jedoch mit der Abfolge der begrünten Satteldächer auf eine eigenständige Weise neu. Die Abfolge der leicht versetzten Volumen fügt sich in den Landschaftsraum ein. Der Eingang wird von der befahrenen Dietrich- Bonhöffer- Straße und den Parkplätzen abgesetzt und bildet für die Kinder und Eltern einen geschützten Bereich. Das Raumprogramm der achtgruppigen KITA wird in sechs Gebäudevolumen gegliedert. Die einzelnen Bereiche erhalten eine besondere räumliche Atmosphäre. Die leicht versetzten Gebäudekörper brechen die Strenge und definieren Bezüge mit den Außenräumen und verzahnen sich mit der Landschaft. Die Natur der parkähnlichen Mühlenwiesen und der mit Bäumen gesäumten Wagenbachaue bleibt erlebbar und prägt diesen idyllischen Ort weiter.

Organisation

Erschlossen wird die Kita von dem südlichen Fußweg über einen kleinen Vorplatz, im mittleren Teil des Gebäudes. Durch den Windfang gelangt man in ein großzügiges Foyer. Es öffnet sich über die Spieltreppe durch den Bewegungsraum in die Landschaft zu der Wagenbachaue. Vom Eingang zur Linken gelangt man zu den Leitungsbüros und dem Elternsprechzimmer. Diese Räume liegen zentral und trotzdem etwas von dem kindlichen Verkehr und Lärm abgeschirmt. Entlang der orthogonalen Erschließungszone sind die einzelnen Bereiche über kurze Wege erreichbar. Durch räumliche Aufweitungen bilden sich Plätze und Nischen, welche zum Spielen und Verweilen einladen. Die Räume für die Kinder orientieren sich nach Osten, nach Westen und Norden in den Landschaftsraum und zu den vielfältigen Spielflächen entlang der Hangwiese. Vom Eingang halbgeschossig erhöht, liegt der Bereich der U3 Kinder und ist strukturell ähnlich wie das EG aufgebaut. Die übergeordneten gemeinschaftlich genutzten Bereiche sind in den mittleren Baukörpern untergebracht. Die zweiseitig belichteten Gruppenräume sind in den äußeren östlich und westlich liegenden Gebäudeflügeln. Die Gruppen im Erdgeschoss verfügen über einen direkten Zugang zum Außenbereich. Vom Obergeschoss führt jeweils eine Außentreppe auf kurzem Weg zu den Gartenbereichen. Im Obergeschoss werden für die U3 Kinder überdachte, geschützte Freibereiche als Übergang zwischen Innen- und Außenraum angeboten.

Material / Konstruktion 

Sorgfältig gewählte und natürliche Materialien sorgen für Nachhaltigkeit und Werterhalt. Kurze Bauzeit durch Vorfertigung der Holzrahmenelemente, der Nutzung, einem einfachen Rückbau und Recycling der sortenrein trennbaren Baustoffe ist als cradle to cradle Kreislauf vorgesehen. Die Kindertagesstätte wird in Holzrahmenbauweise konstruiert. Gedämmte Holzpaneele und Holz-Alu-Fensterelemente bilden die Fassaden. Die Holzbauweise eignet sich in besonderem Maße zur Vorfertigung und zur schnellen Errichtung vor Ort. Als klimaneutraler, nachwachsender Rohstoff mit geringer grauer Energie und einem reduzierten CO2-Fußabdruck werden mit der Holzbauweise die erforderlichen Veränderungen zur Energiewende beim Bauen berücksichtigt. Weiterhin lässt sich mit dem Material Holz eine freundliche und kindgerechte Atmosphäre herstellen. Die erdberührenden Bauteile der Konstruktion, Streifenfundamente und Bodenplatten werden in Ortbetonbauweise aus Recyclingbeton ausgeführt. Der Rest der Konstruktion ist ein Holzbau. Die Außenwände sind Holzrahmenelemente mit einer hinterlüfteten Fassade. Innen bleiben die Elemente, je nach Funktion des Raumes, roh oder werden in Teilbereichen verkleidet. Alle Innenwände sind aus 12 cm dicke Brettsperrholzblatten. Die Decken bestehen aus gedübelten Brettstapeldecken. Bei den größeren Spannweiten kommen quer gespannte Brettschichtholzträger hinzu. Auch hier richtet sich eine allfällige Verkleidung nach den erforderlichen bauphysikalischen oder architektonischen Anforderungen. Bei der Dachkonstruktion besteht die Dachscheibe aus Brettsperrholzplatten als Basis für den weiteren Dachaufbau. Die untere Beplankung der Hohlkasten ist im Gebäudeinnern gelocht um die notwendige raumakustische Qualität der Räume zu unterstützen. Die flach geneigten Dächer werden mit blühender, bienenfreundlicher Begrünung versehen. In Teilbereichen werden über dem Gründach Photovoltaik Elemente in Ost- und West Ausrichtung angeordnet. Kompakte gut gedämmte Baukörper ermöglichen eine hohe Behaglichkeit bei geringem Energieverbrauch. Mit vorwiegend passiven Komponenten, Wärmeschutzfenstern, außenliegendem Screen- Sonnenschutz, einer hoch wärmegedämmten Außenhülle und einer Komfortlüftung über die Sanitärkerne, mit effizienter Wärmerückgewinnung, ist das Konzept ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz.

Freiflächenkonzept

Der Entwurf des Spielbereiches ist im Wesentlichen aus der Perspektive der Kinder entwickelt und führt den Gedanken der Gruppenidentität fort. Die Vorbereiche der beiden Gartenausgänge sind als Bewegungszonen zum Rennen und Toben bewusst von Einbauten freigehalten und als große gemeinschaftliche Terrasse in Form eines Holzdecks zusammengefasst. Im Kontrast hierzu entstehen im großzügigen Gartenraum zur Flußaue Spielzonen - Versteckzonen und Rückzugsorte, die je nach Altersstufe und Gruppenprogramm individuell genutzt werden können. Ein gemeinschaftlicher Erlebnispfad am Rande bietet abwechslungsreiche Stationen zum gemeinsamen Experimentieren, Erforschen und Erkunden der Natur. Neben den aktiven Spielangeboten im Bereich der Sandfläche, der Rutsche oder des Kletterspielgerätes ergänzt im Osten ein Gemüse- und Beerengarten das Angebot zum individuellen Spielen und Entdecken der Natur. Notwendige Ausstattungen und Spielelemente werden farblich zurückhaltend dem Naturcharakter angepasst und aus heimischen Hölzern hergestellt. Sitzelemente werden nach Vorbild einer Obstkiste mit Deckel als Stauraum für Spielgerätschaften aus Holz ausgebildet.

Pflanzkonzept

Durch die Pflanzung von heimischen alten Obstbaumsorten in den Wiesenflächen in verschiedenen Blühfarben ergibt sich eine Pufferzone und ein traditioneller und weicher Übergang zwischen Gebautem und den angrenzenden Feld- und Wiesenflächen. Die Obstbaumwiesen haben neben dem harmonischen Landschaftsbild auch einen besondere Bedeutung für das Stadtklima, die Vogelwelt und den Artenschutz und liefern so übergeordnet einen großen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. Die kultivierten Sorten der Apfel-, Birnen- oder Kirschbäume in Kombination mit Spielstationen und Lernstationen zeigen den Kleinsten bei spannenden Aufgaben und interessanten Geschichten den Lauf der Jahreszeiten und die Entwicklung von der Blüte zur Frucht.

Erschließung

Mit der abgerückten Anordnung der geforderten 11 Eltern Stellplätze im Osten ist ein sicheres Ein- und Aussteigen ermöglicht und der direkte Haupteingang sowie der wichtige Fußweg von Fahrverkehr freigehalten. Im Sinne einer nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung werden die notwendigen Stellplätze mit wasserdurchlässigen Belägen mit großem Fugenanteil befestigt. Der Vorplatz mit einem freigestellten Bestandsbaum markiert weithin sichtbar den Haupteingang und garantiert ein gesichertes Bringen und Abholen der Kinder sowie ausreichend `Rangierfläche` für Roller und das Puky Laufrad. Ziel ist der Schutz und Erhalt von heimischen Solitärbäumen im Bereich des Bestands, Neupflanzung von Obstgehölzen aus standortheimischem Bestand, der Einsatz von umweltfreundlichen, ressourcensparenden Baumaterialien, die energetisch/ökologische Optimierung des Bauvorhabens und eine ökologische Baubegleitung.

Energiekonzept

Das Konzept der nachhaltigen Energieversorgung entspricht den Ansprüchen des GEG und ergibt Potentiale zur deutlichen Unterschreitung dessen Forderung - bis hin zu einem Nullenergiehaus.
 er energetische Kreislauf der Kita wird mit einer geothermischen Wärmepumpe EWS realisiert. Photovoltaik Elemente auf den begrünten Dächern speisen einen Pufferspeicher und unterstützen die Stromversorgung der Wärmepumpe.  Zur Warmwasserversorgung wird eine solarunterstützte Warmwasserversorgung installiert. Die Heizenergie soll über eine Sole- Wärmepumpe in Verbindung mit den PV-Modulen auf den Dachflächen erzeugt werden. Der generierte Strom wird je nach Bedarf zur Wärmegewinnung oder einem Pufferspeicher oder dem Netz zugeführt. Das Gebäude wird über eine flächige Niedertemperatur- Fußbodenheizung temperiert. Eine Komfortlüftung über den Sanitärkernen mit Wärmerückgewinnung unterstützt die ansonsten natürliche Fensterlüftung der Räume.Das Regenwasser wird gefiltert und einer Zisterne zugeführt. Das in der Zisterne gespeicherte Wasser wird als Grauwasser den WC-Anlagen zur Toilettenspülung sowie den Außenbereichen zur Reinigung und Bewässerung zugeführt.

 

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